1997 – Draussen vor der Tür

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von Wolfgang Borchert

 Freitag, den  7. März 1997, 19.30 Uhr

Samstag, den  8. März 1997, 19.30 Uhr

Samstag, den 15. März 1997, 19. 30 Uhr

Sonntag, den 16. März 1997, 19.30 Uhr

Samstag, den 22. März 1997, 19.30 Uhr

Sonntag, den 23. März 1997, 19.30 Uhr

Gibt denn keiner Antwort?

 „Ein Mann kommt nach Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging.“ Dieser Mann heißt Beckmann, kehrt nach Ostfront und drei Jahren Sibirien in eine Heimat zurück, die nicht mehr die seine ist: Seine Frau hat einen Geliebten, der seine Kleidung trägt, sein Kind ist umgekommen, seine Heimatstadt ist zerbombt.

Beckmann versucht sich umzubringen, aber die Elbe, in die er sich stürzt, weist ihn zurück, da er sein Leben nicht benutzt habe.

Ein Mädchen nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Da taucht der Mann des Mädchens auf, ein Soldat, der durch Beckmanns Schuld im Krieg ein Bein verloren hat. Beckmann zieht sich zurück, denkt abermals an Selbstmord; sein zweites, positives Ich aber hält ihn zurück.

Er sucht zunächst seinen ehemaligen Kommandanten auf, will ihm die Verantwortung für den sinnlosen Tod von elf Männern zurückgeben. Der Oberst kann die Skrupel Beckmanns nicht nachvollziehen. Beckmann versucht bei einem Kabarett Arbeit zu finden. Aber der Direktor will ihn nicht einstellen.

Er will in sein Elternhaus zurück. Von einer Frau Kramer muss er erfahren, dass auch seine Eltern tot sind. Sie haben sich umgebracht aus Angst davor, wegen der antisemitischen Haltung des Vaters zur Rechenschaft gezogen zu werden. Selbst ein Gespräch mit Gott kann Beckmann nicht mehr davon abhalten, sterben zu wollen.

Beckmann ist Ankläger und Selbstankläger zugleich; gnadenlos in seinem moralischen Anspruch an andere und sich selbst, konsequent in seiner Lebensverweigerung. Mit der verzweifelten Frage nach dem Sinn all des Leidens und Sterbens schließt dieses Stück.

Mit diesem Aufschrei gegen Tod und Zerstörung des Krieges repräsentierte Borchert das Lebensgefühl einer ganzen Generation in den Nachkriegsjahren. Auch heute, über fünfzig Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs, hat das Stück angesichts weltweiter, kriegerischer Konflikte eine bedrückende Aktualität.

 Wolfgang Borchert war achtzehn Jahre als, als der Krieg begann, vierundzwanzig, als er zu Ende war. Krieg und Kerker hatten seine Gesundheit zerstört. Die Hungersnot der Nachkriegsjahre tat das Übrige. Er starb am 20.11.1947 im Alter von sechsundzwanzig Jahren. In den letzten zwei Jahren seines Lebens schrieb er, was die Toten des Krieges nicht mehr sagen konnten und er beschrieb die Sinnlosigkeit des Krieges und das Leid der Zurückgebliebenen.

Als 20-jähriger Soldat wurde Wolfgang Borchert zum Tode verurteilt. Sechs Wochen lang hockte er in einer Zelle, wissend, dass er sterben sollte, sterben wegen einiger Briefe, in denen er seine Meinung über Hitler und den Krieg geschrieben hatte! Er wurde jedoch durch den totalitären Staat begnadigt, aber später wegen anderer Äußerungen zu einer Haftstrafe verurteilt.

 Heinrich Böll schrieb in einem Nachwort: „Die Zwanzigjährigen, die seine Werke in die Hand nehmen, mögen erkennen, wie kostspielig die eigene Meinung sein kann, wie hoch der Preis, den man dafür einsetzen muß.“

Personen:

Darsteller:

Uffz Beckmann: Michael Müller
Der Andere: Andreas Wahl
Ein Mädchen: Melanie Domschke, Sandra Schmitt
Der Einbeinige: Ewald Franz
Der Oberst: Karl-Heinz Hofmann
Seine Frau: Helga Legler
Deren Tochter Melanie Domschke, Sandra Schmitt
Ihr Ehemann: Ali Osman Yilmaz
Der Direktor: Boris Höring
Frau Kramer: Claudia Wagner
Frau Beckmann: Stephanie Lütje
Gott: Elisabeth Michels
Der Tod: Horst Meister
Die Elbe: Angelika Lütje
Inszenierung: Horst Meister
Assistenz: Angelika Lütje
Bühne: Horst Meister
Maske: G. Schneider
Licht/Ton: Christoph Pickel, Hardy Legler, Peter Weiler, Andreas Adorf
Souffleuse: Annelie Galeazzi
Requisite: Stephanie Lütje